DIE LEGENDE DES HEILIGEN GEORG
Die Heiligenlegende berichtet, dass Georg als Sohn einer reichen christlichen Familie um 280 nach Christus in Kappakodien in der heutigen Türkei, geboren worden sein soll. In der römischen Armee soll er es wegen seines Mutes und seiner Tatkraft bis zum Heerführer gebracht haben. Bekannt ist er vor allem durch seinen Kampf gegen einen Drachen. Der Legende nach soll das Schuppentier eine Stadt bedroht und Menschenopfer – darunter auch die Königstochter – gefordert haben. Georg eilte zu Hilfe, tötete den Drachen und befreite Stadt und Prinzessin. Der Erfolg des Christen Georg soll alle Einwohner bewegt haben, sich zum Christentum zu bekehren.
DER HEILIGE GEORG IN OCHSENHAUSEN
Die Verehrung des Heiligen in Ochsenhausen ging zurück auf die Zeit der Gründung des Klosters. Um 1090 stifteten die Ministerialen Konrad, Hawin und Adelbert von Wolfertschwenden und ihre Schwestern ein Kloster, das von Mönchen des Benediktinerordens besiedelt wurde: St. Georg. Die Stiftung zu Ehren des Heiligen Georg ist dabei nicht sonderlich überraschend: Ministerialen waren ursprünglich unfreie Dienstmannen eines Adligen, die aber vielfach im Lauf der Zeit selbst zu niederadligen Rittern aufstiegen. Der Ritterheilige St. Georg war bei dieser Gruppe äußerst beliebt – war er doch durch seinen Sieg über den Drachen schlechthin die Identifikationsfigur für jeden christlichen Ritter. In Kloster Ochsenhausen bildetet der Gedenktag des Patrons am 23. April einen der Höhepunkte in ihrem religiösen Jahreslauf.
EIN WEITHIN BELIEBTER HEILIGER
Nicht nur in Ochsenhausen war der Heilige hochverehrt: Spuren seiner Verehrung finden sich in der ganzen christlichen Welt. Äußert präsent ist er bis heute noch in der britischen Kultur: Am deutlichsten sichtbar ist das in der Flagge Englands – sie zeigt ein Georgskreuz, denn der Heilige ist seit der Zeit von Richard Löwenherz der Patron Englands. Auch an den Grenzen Europas, in Georgien, erfreut er sich großer Verehrung: Die Flagge Georgiens stellt bis heute eine Variante des Georgskreuzes dar. Im Mittelalter wurde der Name Georgiens sogar auf die Beliebtheit St. Georgs in der Region zurückgeführt – eine Vermutung, die sich so heute nicht mehr halten lässt. In Litauen ist der Heilige Georg Nationalheiliger. Zudem feiern sowohl die christlichen als auch die türkisch-muslimischen Roma den Georgitag. Für sie markiert der Festtag die Grenze zwischen Winter und Sommer. Da sie den älteren julianischen Kalender verwenden und nicht den neueren gregorianischen, feiern sie den Gedenktag des Heiligen allerdings erst am 6. Mai der heutigen Zeitrechnung.
EINE BLÜHENDE KLOSTERKULTUR
Kloster Ochsenhausen, die mittelalterliche Gründung unter dem Patronat des heiligen Georg, erlebte eine enorme Blüte nach den Wirrungen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Es entwickelte sich zu einem herausragenden kulturellen Zentrum Oberschwabens. Das Kloster verwaltete ein größeres Gebiet und war für die Seelsorge in zahlreichen Pfarreien zuständig. Große Bauprojekte und die Förderung der Naturwissenschaft –1793 wurde ein astronomisches Observatorium fertiggestellt – machen bis heute diese herausragende Stellung des Klosters eindrucksvoll sichbar. Ein besonderes Zeugnis der Verehrung – neben Altären und kunstvollem Innenraum – bietet zudem die Architektur der Klosterkirche an sich: Sie wurde so angelegt, dass am 23. April, also am Gedenktag des heiligen Georg, die Sonne auf den Hochaltar fällt.
Information
Aktuell ist Kloster Ochsenhausen wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.