EINE STEILE KARRIERE
Gerwig Blarer wurde am 25. Mai 1495, vor genau 525 Jahren, als Sohn des Konstanzer Kaufmanns Hans Blarer und dessen zweiter Ehefrau Katharina Schilter in Konstanz geboren. 1511 trat er als Novize in das Benediktinerkloster Weingarten ein. Er studierte in Freiburg, Wien und Ferrara Kirchenrecht, bevor man ihn 1520 – mit gerade einmal 25 Jahren – zum Abt des Klosters Weingarten ernannte. Blarer lebte in einer Zeit der Umwälzungen: Die Reformation hatte große Teile Deutschlands ergriffen. Das betraf auch seine eigene Familie: Der Sohn seines Stiefbruders, Ambrosius Blarer, sollte der Reformator von Konstanz und von Teilen des Herzogtums Württemberg werden. Gerwig Blarer aber war ein entschlossener Streiter für die katholische Kirche und galt er als der politischste Abt Weingartens. 1523 übernahm Blarer den Vorsitz im Kollegium der schwäbischen Prälaten. Später stieg er zum kaiserlicher Rat und Hofkaplan auf. 1537 wurde ihm das Recht der Pontifikalien gewährt: ein Privileg, das ihm gestattete, die Amtsinsignien eines Bischofs zu führen.
IM DIENSTE VON KAISER UND PAPST
1547 wurde Gerwig Blarer zum Abt der Reichsabtei Ochsenhausen in Oberschwaben berufen. Dort brauchte es einen tatkräftigen und klugen Politiker. Die nahe und mächtige Reichsstadt Ulm, von Anfang an auf der Seite der Reformation, bedrängte Kloster Ochsenhausen mit aller Macht. Das vermögende Kloster und sein Territorium sollten der Reformation zugeführt werden. Gerwig Blarer stemmte sich mit allen Mitteln dagegen. Seine engen politischen Verbindungen zu den – katholischen – Habsburgern waren eine große Hilfe. Er stand Kaiser Karl V. ebenso wie dessen Bruder Ferdinand I. als Ratgeber in Kirchenstreitfragen zur Seite. Sie betrauten ihn mit wichtigen Aufträgen. Papst Julius II. ernannte ihn zu seinem Legaten, Kaiser Karl V. 1556 zu seinem Kommissar beim Reichs-Kammergericht.
AMTSTRÄGER OHNE WAHL
Blarer gehörte seit 1520 dem Reichsprälatenkollegium an. Das war ein Gremium derjenigen Klöster und Stifte des Alten Reiches, die auf dem Reichstag vertreten waren und dort seit 1512 eine gemeinsame Stimme führten. Obwohl er nie formal gewählt worden war, oblag Blarer als Direktor die Repräsentation und Verhandlungsführung nach außen, die Ausschreibung der Prälatentage und die Verwaltung der Kasse, des Archivs und der Kanzlei. Diese Führungsrolle übte Blarer, der über gute Kontakte zu Kaiser Karl V. verfügte, bis zu seinem Tod 1567 unangefochten aus.
Information
In Kloster Ochsenhausen ist das Klostermuseum ab dem 26. Mai geöffnet, außerdem die Klosterkirche. Die inneren Bereiche von Kloster Ochsenhausen, die nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen sind, müssen aktuell geschlossen bleiben.