Montag, 17. Mai 2021

Kloster Ochsenhausen | Allgemeines 23. Mai 1618: Der Prager Fenstersturz und seine Folgen für das Kloster Ochsenhausen

Am 23. Mai 1618 begann in Prag ein Konflikt, der über 30 Jahre anhalten sollte. Der Dreißigjährige Krieg zählt zu den größten Kriegen der Neuzeit. An dessen Ende lag Deutschland in Schutt und Asche – auch Kloster Ochsenhausen erlitt großen Schaden: Es wurde mehrfach geplündert und gebrandschatzt.

VON PRAG NACH OCHSENHAUSEN

Am 23. Mai 1618 begann der Dreißigjährige Krieg. Bald sollte der Konflikt, der als Auseinandersetzung zwischen den Ständen in Böhmen und dem Kaiser begann, ganz Europa betreffen. Das heutige Deutschland war eines der am stärksten zerstörten Gebiete. Von Schwaben im Südwesten bis Pommern im Nordosten zog sich ein Streifen der Verwüstung. Ganze Dörfer waren entvölkert, zahllose Menschen waren gestorben oder auf der Flucht. Das Herzogtum Württemberg verlor rund die Hälfte seiner Bevölkerung. Auch Kloster Ochsenhausen war betroffen. Die Mönche entgingen nur knapp dem Tod, mehrmals wurde die einst stolze Benediktinerabtei geplündert.

 

RELIGION ODER MACHT

Die protestantische Stände Böhmens stürzten am 23. Mai – aus Protest gegen die Religionspolitik des katholischen Herrschers – die drei königlichen Statthalter aus dem Fenster des Königspalasts in Prag: Trotz des 17 Meter tiefen Falls überlebten die drei. Der Kaiser erklärte daraufhin den aufrührerischen Protestanten den Krieg. Der Krieg weitete sich rasch aus. Anfangs war der Dreißigjährige Krieg wohl noch ein Religionskrieg – die protestantischen Böhmen gegen den katholischen Kaiser –, sein Charakter änderte sich jedoch mit den Jahren. Schweden, Frankreich und dem Kaiser ging es um die Vorherrschaft in Europa. Deshalb unterstützte das katholische Frankreich auch bald die protestantischen Schweden gegen den Habsburger.

 

DER KRIEG ERREICHT AUCH OBERSCHWABEN

Lange Zeit blieben große Teile des heutigen Baden-Württembergs vom Dreißigjährigen Krieg verschont. 1629 schien der Friede sogar kurz zum Greifen nahe. Kaiser Ferdinand II. und sein Feldherr Wallenstein hatten große Siege gegen die Protestanten errungen – doch schon ein Jahr später trat Schweden in den Krieg ein. Ende 1631 standen die Schweden bereits in Süddeutschland. Von hier aus lag ihnen die sogenannten „Pfaffengasse“ offen: die reichen katholischen Bistümer und Abteien wie Ochsenhausen. In den folgenden Jahren plünderten sowohl die protestantischen als auch die katholischen Söldner gleichermaßen das Land. Das stattliche Kloster Ochsenhausen wurde wiederholt gebrandschatzt und geplündert – immer wieder mussten die Mönche flüchten. Zudem verbreiteten die durchziehenden Truppen Krankheiten, die der Bevölkerung schwer zusetzten.

 

KLOSTER OCHSENHAUSEN IM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEG

Nachdem das Kloster Ochsenhausen aufgelöst war, schrieb ein Mönch über zwei Jahrzehnte später dessen Geschichte nieder. Anhand von Klosterannalen und historischen Chroniken schilderte er eindrücklich die Kriegsjahre: „In den Jahren 1634 und 1635 raffte theils der Hunger theils die Pest mehrere Hundert Menschen aus der Gegend dahin. Aus Abgang des Zugviehs und zum Theil auch der Saatfrüchte, so wie auch aus Furcht vor dem Feinde, der das Zugvieh vom Acker wegführte, konnten die Felder nicht gehörig bestellt werden. Die natürliche Folge davon war, ein höchst drückender Mangel an Lebensmittel – der Hunger, der die Leute nöthigste, die eckelhaftesten Dinge zu speisen, deren Genuß ihnen die Pest zuzog.“ Und weiter: „Der kommandirende Hauptmann selbst legte am Ende noch Hand an, dem Umsichgreifen der Flammen zu steuern, weil Ihn … die schöne Kirche jammerte. Das hinderte jedoch nicht, daß das feindliche Militär zu eben dieser Zeit, und in eben dieser schönen Kirche mit dem Holze der zerschlagenen Kirchenstühle drei ungeheure Wachfeuer unterhielt, den Tabernackel des Kreuzaltars zerschlug, und statt dessen einen Pflug auf dem Altartische aufpflanzte.“

 

OCHSENHAUSEN ERBLÜTE WIEDER

Nach dem Ende des Krieges 1648 gelang das Unvorstellbare: Mit dem Wiederaufbau brachten die Mönche der Reichsabtei Ochsenhausen nicht nur den alten Ruhm und Glanz zurück – sie mehrten ihn sogar. Kloster Ochsenhausen entwickelte sich zu einem herausragenden kulturellen Zentrum in Oberschwaben: Große Bauprojekte und die Förderung der Naturwissenschaft – 1793 wurde ein astronomisches Observatorium fertiggestellt – machen bis heute diese einstige herausragende Stellung des Klosters eindrucksvoll sichtbar. Im 17. Jahrhundert wurde die Ausstattung der Klosterkirche erneuert. Das heute bestimmende barocke Aussehen erhielt sie ab 1725. Erst mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel das reiche Kloster und sein Herrschaftsgebiet – insgesamt 255 Quadratkilometer mit über 8.500 Einwohnern – an Württemberg.

 

SERVICE UND INFORMATIONEN

Aktuell ist Kloster Ochsenhausen nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes wie die meisten Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg geschlossen.

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