Donnerstag, 17. August 2023

Kloster Wiblingen, Ulm-Wiblingen | Allgemeines Brockhaus, Bücher und Bibliotheken: ein Blick in die Wissensspeicher früherer Zeiten

Friedrich Arnold Brockhaus ist der „Vater“ der gleichnamigen Enzyklopädie. Vor genau 200 Jahren, am 20. August 1823, starb der Verleger. In seinen Bänden sammelte er das Wissen der Welt. Damit setzte er eine gute Tradition fort: Denn auch in den Klöstern Wiblingen und Ochsenhausen trugen die Mönche Wissen zusammen. Ihren Bücherschatz verwahrten sie in beeindruckenden Sälen: Die Benediktinerabtei Wiblingen besticht durch ihre Pracht im Stil des Rokoko, die Bibliothek des Klosters Ochsenhausens durch ihre vornehme klassizistische Gestaltung.

Statussymbol des Bildungsbürgertums

Wer Antworten auf Fragen sucht, begibt sich heute zunächst ins Internet. Dieses Vorgehen gilt als normal. Zeitgeschichtlich betrachtet ist diese Recherchepraxis jedoch vergleichsweise jung. Aber auch schon lange vor der Entwicklung des Internets wurden Wissensbestände gesammelt und in Klosterbibliotheken und Lexika zur Verfügung zusammengestellt. Ein hervorragendes Beispiel für ein Lexikon ist die „Brockhaus Enzyklopädie“. Die Bände waren lange Zeit ein Statussymbol des Bildungsbürgertums und zierten fast jeden Haushalt. Das sogenannte Konversationslexikon erhielt seinen Namen vom Verleger Friedrich Arnold Brockhaus, der vor genau 200 Jahren – am 20. August 1823 – starb.

 

Ein Verkaufsschlager

Friedrich Arnold Brockhaus wurde im Mai 1772 als Sohn eines Ratsherrn und Kaufmanns in Dortmund geboren. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für Bücher, die ihn sein Leben lang begleiten sollte. Seine kaufmännische Lehre hingegen begeisterte ihn wenig; er brach die Ausbildung ab und hörte stattdessen an der Universität Leipzig als Gasthörer Vorlesungen in den verschiedensten Fächern. Zudem arbeitete er als Händler für Waren aus England bis er 1805 eine Buchhandlung gründete und seine Tätigkeit als Verleger aufnahm. Den Grundstein zur berühmten Enzyklopädie legte er 1808. Damals erwarb er die Rechte des unvollendeten „Conversationslexikons mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“. Er vollendete das Werk, veröffentlichte und erweiterte es ständig. Das „Conversationslexikon“ bildete die Grundlage der späteren Brockhaus Enzyklopädie, die zum Verkaufsschlager wurde. Das Nachschlagewerk sammelte das Wissen der Welt zwischen Buchdeckeln – und schloss sich damit der guten Tradition der Klosterbibliotheken an.

 

Zentrum der Buchkunst vor Ulm

Das Kloster Wiblingen, südlich vor Ulm gelegen, ist bekannt für seinen malerischen Bibliothekssaal – er gilt als eine der wohl gelungensten Raumschöpfungen des Rokoko. Der Raum ist kein schlichter Aufbewahrungsort für Bücher, sondern ein Festsaal „für alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft“. Die rhythmisch geschwungene Galerie, das reiche Figurenprogramm und das monumentale Deckenfresko sollten beeindrucken. Wissen und Glaube standen hier unübersehbar im Mittelpunkt. In der Blütezeit der Bibliothek beherbergte Wiblingen rund 15.000 Bände – und damit mehr als so manche Universität der damaligen Zeit. Die Bücher mussten sich in das Gesamtkonzept des Raums fügen: Daher wurden ihre Buchrücken weiß angestrichen oder mit hellem Papier beklebt. Nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Büchersammlung zerstreut. Die unvergleichlich heitere Atmosphäre blieb jedoch ungebrochen.

 

Lebenslanges Lernen in Ochsenhausen

Klare Linien, symmetrische Formen und blasse, zurückhaltende Farben sind Merkmale der klassizistischen Architektur. Der Bibliotheksaal von Kloster Ochsenhausen – im Obergeschoss des Nordflügels – drückt diese Gestaltung „auf antique Art“ besonders aus. 1783 wurde der Raum im Stil des Klassizismus ausgestattet. Aus vielen Fenstern fällt Licht in den Raum: Die Helligkeit und die weiße Fassung vermitteln ein lichtes, etwas kühles Raumgefühl. Der Eindruck legt sich jedoch schnell: Der Bibliothekssaal ist ein wahrer Festsaal. Vier Standfiguren antiker Gottheiten und eine Muse zieren den Raum. Sie forderten die Mönche und ihre Gäste dazu auf, sich zu bilden und ihr Wissen zu erweitern. Der letzte Abt von Kloster Ochsenhausen stand mit Nachdruck hinter dieser Aufforderung: Romuald Weltin war nicht nur für die Neugestaltung des Bibliothekssaals verantwortlich. Er erwarb eine komplette Bibliothek als Ergänzung zu den vorhandenen Bücherbeständen und gab der Klosterbibliothek ein jährliches Budget von 500 Gulden für den Kauf neuer Bücher. Erst die Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert bedeutete das Ende der Klosterbibliothek in Ochsenhausen.

 

Service und information

Kloster Wiblingen

ÖFFNUNGSZEITEN

Bibliothekssaal, Museum im Konventbau

1. März bis 31. Oktober

Di – So, Feiertag 10.00 – 17.00 Uhr

 

EINTRITT

Bibliothekssaal mit Museum im Konventbau

Erwachsene 5,50 €

Ermäßigte 2,80 €

Familien 13,80 €

Audioguide 2,00 €

 

Kloster Ochsenhausen

ÖFFNUNGSZEITEN

1. April bis 31. Oktober

Di – So, Feiertag 12.00 – 17.00 Uhr

 

Prälatur, Fischertreppenhaus, Refektorium und Sternwarte sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.

 

Führungen

Di – Sa 14.00 Uhr

 

PREISE

Klostermuseum

Erwachsene 3,00 €

Ermäßigte 1,50 €

Familien 7,50 €

 

Konventsgebäude (inkl. Führung)

Erwachsene 5,00 €

Ermäßigt 2,50 €

Familien 12,50 €

 

Kombiticket Konventsgebäude und Klostermuseum

Erwachsene 6,50 €

Ermäßigt 3,30 €

Familien 16,30 €

 

KONTAKT

Allgemeine Informationen

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Schlossraum 22a

76646 Bruchsal

Telefon +49(0)72 51.74-27 70

Download und Bilder

Prachtvoller Bibliothekssaal

Bildnachweis

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Günther Bayerl

Technische Daten

JPG, 2597x1733 Pxl, 1.00 MB

Der Bibliothekssaal

Bildnachweis

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Steffen Hauswirth

Technische Daten

JPG, 2600x2619 Pxl, 2.51 MB